Hallo werdende Mama!
Du hast diesen Beitrag gefunden, weil dir eine Geburt (kurz) bevorsteht, und ich freue mich sehr, dich mit einigen Erkenntnissen aus den Bereichen der Geburtshilfe und der ganzheitlichen, naturheilkundlichen Medizin zu unterstützen.
Manche haben vielleicht mehr Angst vor der Geburt, als andere, doch eines haben wir alle gemeinsam, vor allem Erstgebärende: Wir haben keine Ahnung, wie es sein wird! Das trifft auch auf eine 2., 3., 4. Geburt zu - eine Geburt, jede Geburt ist absolut individuell, unvorhersehbar und abhängig von einer Vielzahl an Gegebenheiten, mit Dir angefangen, bis zu Deinem Baby und der gesamten Geburtssituation.
Deshalb ist es auch für mich so wichtig, bekannte Hilfsmittel in der Vorbereitung anzuwenden. Ich habe keine Angst vor der Geburt, eher viel Respekt und Neugierde. In dem Wissen, dass alles einen Anfang und ein Ende hat, und vor allem, dass das Ende dieses Ereignisses mit der Geburt unseres Sohnes einhergeht, fühle ich mich unheimlich gestärkt. In dem Wissen, dass es uns als Spezies nicht geben würde, wenn nicht alle Frauen die wunderbare Fähigkeit besäßen, zu gebären.
Mir persönlich ist es sehr wichtig, eine natürliche Geburt zu erleben. Nicht, weil ich einen Kaiserschnitt in irgendeiner Weise abwerten möchte, in keinem Fall - jede Geburt ist eine Geburt ! Mir ist es auf einer ganz persönlichen, emotionalen Ebene wichtig, erlebt zu haben, wie es ist, ein Kind zu gebären. Auch aus rationalen Aspekten denke ich aber selbstverständlich, dass es der beste, schonendste Weg ist, denn, es ist ganz einfach die Natur.
Und hier möchte ich ganz kurz, vor allen 'Tipps' mit dem Aspekt des 'starken Willens' vorangehen. Deshalb auch das Zitat am Ende des Infocharts: "There is no force equal to that of a determined woman." Eine meiner besten Freundinnen lebt es mir seit Jahren vor: Ein starker Wille kann alles schaffen. Nur so hat sie es auch geschafft, ihre Zwillinge natürlich zu gebären, als ihr die meisten Ärzte von vorneherein zum Kaiserschnitt rieten. Nur so hat sie es geschafft, zwei Babies monatelang zu stillen. Mit einer Einstellung, die heute oft mit 'ja, wenn es klappt' beginnt, kommen wir nicht weit. Wir erschaffen unsere Realität. Sicherlich muss man für einen Notfallplan offen bleiben, und sollte hier in keinem Fall enttäuscht von sich sein, wenn es anders kommt. Es bleibt ein unvorhersehbares Ereignis und am Ende zählt nur, dass es allen Beteiligten gut geht! Doch geh in Dich und frage Dich einmal:
Wie sehr will ich es wirklich?
Aus welchen Motiven?
Wie stark glaube ich an meine natürlichen Fähigkeiten?
Kann ich mir die Situation bildlich vorstellen?
Wichtig ist mir persönlich die Geburtsvorbereitung auch damit nicht nur ich zumindest die Möglichkeit auf einen natürlichen Verlauf ohne traumatische Eingriffe habe, sondern auch unser Baby und mein Partner. Dies ist unser erster gemeinsamer Familienausflug, und es wäre zu schön, sich gerne daran zu erinnern.
Von allen Tipps die kommen, sind wirklich die körperliche und mentale Vorbereitung die aller wichtigsten. Eine Geburt ist und bleibt eine wahnsinns Herausforderung, egal wie schnell oder langsam sie voranschreitet, egal wie schmerzhaft sie wahrgenommen wird. Ich mag den Vergleich mit einem Marathon sehr gerne. Würdest du dich für einen Marathon anmelden, und völlig unvorbereitet antreten? Natürlich nicht. Sieh die Geburt ebenfalls als ein Ereignis, das Vorbereitung benötigt! Auch, wenn es ein natürlicher Prozess ist.
So, let's begin, sweet mamabear.
Du hast Woche 34 erreicht und bist sehr wahrscheinlich im Mutterschutz - das bedeutet, es gibt auch keine Ausreden! Du hast die Zeit, nutze sie.
Vorab ** Die Hinweise in diesem Artikel entsprechen recherchiertem Hebammenwissen, ersetzen jedoch in deinem individuellen Fall niemals Vorgaben deines betreeunden Arztes / deiner Hebamme ! Bei jeglichen Zweifeln oder Komplikationen deiner Schwangerschaft kläre die geeigneten Methoden für Dich bitte nochmals ab. **
Körperliche Vorbereitung
Eine Geburt ist anstrengend. Eine Geburt kann um ein vielfaches erleichtert werden durch Mobilität und Stärke. Wenn du in der Lage bist, stehende oder hockende Positionen einzunehmen und zu halten, kann dir die Schwerkraft helfen. Dafür brauchst du starke Beine! Wenn du deinen Körper durch Bewegung gut kennst und schon in der Schwangerschaft Positionen kennengelernt hast, die Erleichterung bringen, so kannst du einfacher intuitiv auf diese zurückgreifen.
Ich empfehle deshalb, so gut es geht in Bewegung zu bleiben. Ich merke so schnell, schon nach ein paar Stunden ohne Bewegung, wie in der Schwangerschaft sofort alles so steif und verkrampft wird!
Selbst wenn du dich jetzt gegen Ende der Schwangerschaft wirklich nicht mehr sehr mobil fühlst, dann versuche dich ein leichten Dehnübungen aus dem Yoga und einfacher Rückenmobilisation in der berühmten 'Katze / Kuh' Bewegung. Versuche Dich in der Hocke, und gehe in hüftöffnende Bewegungen hinein. Kaufe dir einen Gymnastikball und sitze darauf, kreise mit den Hüften. Bewegung ist Bewegung - keiner verlangt von Dir, dass du dich super athletisch zeigst!
Hier habe ich für Dich eine Zusammenstellung ausgewählter Youtube Yogakurse für die Schwangerschaft, die ich als ausgebildete Schwangerschaftsyogalehrerin unterschreiben kann. Hier findest du sowohl eine noch etwas dynamischere Einheit von Lara Dutta, die so gut tut und für erfahrene Yogis total angenehm sein wird, aber auch ganz entspannte Einheiten die sich mehr auf Dehnung und Meditation fokussieren. Das meiste davon ist auf Englisch, ich hoffe, das ist kein Problem.
Neben Yoga eignet sich weiterhin Schwimmen ganz hervorragend und sanftes Spazierengehen.
Eine weitere tolle Methode ist die Osteopathie. Lass sie dir vom Hausarzt verschreiben, dann wirst du das meiste erstattet bekommen ( für 3 Termine gewöhnlich) und bitte den Osteopathen, dich 'geburtsvorbereitend' zu behandeln - das Stichwort wäre 'Cranio-Sakral' - bedeutet einfach, dass der Osteopath nach der Ausrichtung von sowohl dem gesamten Beckenbereich als auch dem Nacken-Kiefer schaut (diese beiden Bereiche sind stark miteinander verknüpft).
Ich habe ein ausführliches Interview zum Thema 'Yoga in der Schwangerschaft' bei dem Podcast 'Delightful Delivery' gegeben. Diesen findest du auf allen gängigen Kanälen!
Mentale Vorbereitung
So so wichtig. Du stehst vor dem größten Umbruch, den dein Leben bisher erfahren hat! Das sollte eine Zeit für Dich sein, in der du dir bewusst Zeit nimmst, nach innen zu gehen. Nicht nur für die Geburt, aber auch für deine Rolle als Mutter versuchen zu entdecken, was Dich noch belastet, was Dich ab und zu 'Dein bestes Selbst verlieren lässt', welche Situationen dich triggern, und wieso. Hierzu kannst du vieles Aufschreiben oder zum Beispiel das Buch 'Das Kind in dir muss Heimat finden' durcharbeiten!
Wenn du Stille zulässt, kommt vieles an die Oberfläche. Meditiere mit Hilfe von angeleiteten Meditationen, die es wirklich überall im Netz gibt, oder sitze einfach still, stelle den Timer und versuche dich voll und ganz auf deine Atmung und deinen Körper und dein Baby zu konzentrieren. Atme tief und langsam. Und komm zu dieser Atmung unter der Geburt zurück, auch wenn Du es vielleicht während der Wehen nicht schaffst, kannst du hier zwischen den Wehen eine enorme Kraftquelle finden.
Vielleicht sprechen dich auch Themen wie Hypnobirthing an und du schaust dich nach einem Buch um, dass dich anspricht. Ich persönlich liebe die gesamte Szene rund um den Bereich 'Geburt ist natürlich' und habe mir auch schon viele Geburten online angesehen! Vielleicht ist das nichts für Dich, aber ich finde es unheimlich bekräftigend, echten Geburten zuzusehen, und damit das Bild, dass Filme uns seit der Kindheit eingeprägt haben, zu verdrängen. Die für mich persönlich bestärkendste Geburt findest du hier.
Ich empfehle Dir, mindestens 30 - 60 Minuten pro Tag für diese beiden Aspekte zu investieren. Bewegung und Meditation. Vielleicht kannst du auch versuchen, meditative Aspekte in deine Bewegung und auch deine Alltagsaufgaben zu integrieren, indem du einfach deine gesamte Aufmerksamkeit in den Moment legst.
Naturheilkundliche Geburtsvorbereitung
Hier beziehe ich mich hauptsächlich auf die fantastische Arbeit von Ingebord Stadelmann, einer sehr erfahrenen Hebamme, die fantastische Bücher für werdende Mütter geschrieben hat. Das umfangreiche Werk 'Hebammensprechstunde' fand ich am Anfang der Schwangerschaft noch wenig hilfreich, während ich es dann gegen Ende als das beste Buch überhaupt sehe !!
Ein weiteres Buch, das eine großartige Hilfe ist, die gesamte Schwangerschaft hindurch, und noch dazu so toll und liebevoll gestaltet, mit vielen tollen Bildern und Rezepten, ist 'Mama Natural' - hier wird auf jede Schwangerschaftswoche einzeln eingegangen und auch hieraus kommen einige Tipps dazu.
Himbeerblättertee
Ganz bekannt, ich glaube die meisten Mamas kennen es schon. Dieses tolle Kraut ist bekannt dafür, den Beckenboden und auch das Gewebe im Bereich des Damms schön weich zu machen. Weiterhin entschlackt es auch den Darm, was uns zusätzliche Leichtigkeit für die Geburt verschafft.
Beginne in der 34. Schwangerschaftswoche mit einer Tasse täglich, und steigere dann auf 2-3 Tassen. Ich brühe mir ca. 500ml täglich auf, tue für den Geschmack noch ein paar andere Kräuter und gerne Brennessel dazu (gegen Wassereinlagerungen) und trinke sie entweder warm mit Honig oder kalt als Eistee, gemischt mit etwas Sprudelwasser und Zitrone / Limette.
Ernährung
Hier gibt es viele verschiedene (auch wissenschaftliche) Theorien, ich stelle dir zwei vor, entscheide Du aus Deinem Bauchgefühl.
Generell sollten wir uns einig sein, dass Du in den Wochen vor der Geburt noch mehr den Fokus auf 'Qualität statt Quantität' legst. Alles schwer verdauliche, vor allem Fette, wollen wir je näher wir der Geburt kommen vermeiden. Gesunde Kohlenhydrate und am besten viele Nährstoffe in Rohkost-Qualität sind der Schlüssel. Versuche, in den letzten Wochen einfache Kohlenhydrate wie Weißmehle (Pizza, Pasta, Brot) und einfachen Zucker (Stückchen vom Bäcker etc...) zu vermeiden! Kohlenhydrate und Zucker aus Obst und Gemüse sind weiterhin super. Lege den Fokus mehr und mehr auf pflanzliche Kost. Diese ist viel schneller verdaut, als tierische Fette und Eiweiße. Dies ist auch unter der Geburt wichtig, da der Körper sich hier meist ganz von alleine entleeren will, meist beginnt die Geburt mit Durchfall, oft aber auch mit Erbrechen, auch unter der Geburt - je schwerer der Verdauungstrakt, je mehr Verstopfung in der Schwangerschaft präsent, desto mehr Belastung für die Geburt. Leuchtet ein oder? Deshalb: Obst + Gemüse, diese Ballaststoffe sind gesund, treiben die Verdauung an. Solltest du starke Verstopfung haben, versuche es mit Flohsamenschalen im Joghurt und viel viel Wasser trinken.
Der Aspekt des Vermeidens von einfachen Kohlenhydraten, oder auch Lebensmittel mit einem 'hohen glykämischen Index' hat weitere Vorteile: Weder Du noch Baby nehmen unnötig an Gewicht zu in den letzten Wochen und Baby bekommt langsam zu verstehen, dass es Zeit ist, die gemütliche Höhle in Deinem Bauch zu verlassen!
Weiterhin ist diese Ernährungsform sogar bekannt als Louwen-Diät durch Professor Louwen, den Leiter einer Geburtsklinik in Frankfurt am Main. Sein Ansatz dabei sind die Andockstellen von Insulin + Prostaglandinen. Ersteres ist für die Verarbeitung von Zucker notwendig, zweites für die Öffnung unter der Geburt! Diese beiden Stoffe haben die gleichen Andockstellen, und Prof. Dr. Louwen sagt, dass ein zu viel an Insulin im Körper die Andockstellen für das unter der Geburt ausgeschüttete Prostaglandin behindern können und damit die Geburt unnötig in die Länge ziehen und die Schmerzen natürlich verstärken.
Eine weitere Theorie, die auch durch Studien bestätigt wurde, geht etwas entgegen der Louwen-Diät. 6 Datteln am Tag sollen eine kürzere, einfachere Geburt bringen! Nun haben Datteln aber einen hohen glykämischen Index. Mhhhhh.... immer das gleiche mit der Ernährungstheorie, oder? So viele Widersprüche, und was ist das richtige für mich?
Ich versteife mich da nicht in die wissenschaftlichen Fakten sondern fasse für mich zusammen: Datteln sind ebenfalls ein rohköstliches Naturprodukt, und stecken voller weiterer Nährstoffe, abgesehen vom schnell verfügbaren Zucker ! Außerdem sind sie köstlich, also, why not ;-) !
Für mich gilt ein einfache Prinzip: Ich achte auf viel Rohkost, viele Nährstoffe, und so wenig 'leere Kalorien' wie möglich. So wenig Weißmehl und Zucker wie möglich. Mehr denn je möchte ich mich mit dem nähren, was mir Leichtigkeit bringt. Frage dich also bevor du dich in ein Konzept versteifst ganz ehrlich: Wonach geht es mir richtig gut, wenn ich es gegessen habe? Was wirkt sich am besten auf meine Energie und Verdauung aus? Und versuche einfach so weit wie möglich auf andere Verlockungen, die dich eher beschweren in dieser Zeit zu verzichten.
Leinsamen
"Leinsamen lässt die Babies flutschen', sagt Frau Stadelmann :-D. Aber ganz im ernst, Leinsamen wirkt sehr gut auf die gesamten Schleimhäute, und ich denke es leuchtet ein, dass wir für die Geburt lieber eine gute, feuchte Vaginalschleimhaut haben wollen, als eine trockene ?! Weiterhin profitieren wir durch die Einnahme mit einer super Darmschleimhaut und damit einer besseren Verdauung.
Stadelmann empfiehlt einen Esslöffel geschroteten Leinsamen pro Tag in Smoothie, Joghurt, oder einfach über das Essen gestreut. Dazu immer viel Wasser trinken!
Dammmassage
Zum Glück auch inzwischen sehr verbreitet und eine tolle Methode, Geburtsverletzungen vorzubeugen oder zu mindern! Beginne den Damm zu massieren, täglich 2-5 Minuten, selbst oder mit dem Partner, mit Mandelöl oder Stadelmanns 'Dammmassageöl', das du wie viele ihrer genialen Mischungen über die 'Bahnhof-Apotheke' bestellen kannst. Anleitungen dazu gibt es überall ;-) Um die Wirkung zu verstärken, kannst du auch vor der Massage oder zwischendurch ein angenehm warmes Sitzbad für ca. 10 Minuten nehmen - entweder nur mit warmen Wasser, oder mit etwas (Lavendel-) Öl oder auch vorher aufgegossenen und abgesiebtem Heublumentee (dieser soll besonders stark sein und ist erst ab der 38. Woche empfohlen - auch als Dampfbad). Ich empfehle auch, den Bereich rundherum täglich etwas zu ölen, denn, sorry, dass ich es sagen muss, aber nicht nur der Damm kann reißen unter der Geburt!
Auch hier, versuche nicht allzu große Angst vor diesen Verletzungen in dir aufzubauen. Sie gehören irgendwie dazu und dafür bekommst Du dein Kind! Überlege dir vielleicht, ob du lieber reissen möchtest, als geschnitten zu werden. Hebammen sind sich eigentlich einig, dass ein Riss besser heilt, als ein Schnitt - so etwas kannst du dir als 'Präferenzen für die Geburt' auf einen Zettel schreiben, den du deiner Hebamme gibst.
Und das wäre es auch von meiner Seite! Entscheide ganz intuitiv was für dich umsetzbar ist.
Ich wünsche Dir eine achtsame letzte Zeit der Schwangerschaft, nimm sie wahr mit allen Facetten und in Dankbarkeit und weiterhin wünsche ich Dir eine kraftvolle Geburt, ganz egal wie sie verläuft.
Das hier ist mein vorerst letzter Artikel. Mehr und mehr zieht es mich zum Rückzug, zur Ruhe. Ich freue mich, wenn dieser Beitrag einige Schwangere erreicht.
Gerne kannst du dir auch noch das kostenlose Info-Chart herunterladen und ausdrucken - melde dich dazu einfach nur auf der Startseite zum Newsletter an oder klicke auf das Bild, und du bekommst den direkten Link zum Bloom-Downloadportal, mit diesem Chart und vielen weiteren Ressourcen!
Quellen:
Howland, Genevieve: Mama Natural
Stadelmann, Ingebord: Hebammensprechstunde
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21280989/ (Datteln zur Geburtsvorbereitung)
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